Musik im Raum – Das Update der Musiknotationssoftware Dorico 5.0

Steinbergs etablierte Notationssoftware Dorico hat kürzlich wieder ein umfassendes Update erhalten. Neben vielen Detailverbesserungen wurde insbesondere die Klangwiedergabe in eine neue Dimension gehoben.

Der Anspruch an eine Notationssoftware, geschriebene Musik auch musikalisch hochwertig zu interpretieren und wiederzugeben, ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. So ist es eine logische Konsequenz, dass Dorico neben Verbesserungen der Notationsmöglichkeiten, auch im Bereich der Wiedergabe weiter verbessert wurde. Ein weiterer Punkt ist die Flexibilität der Wiedergabe für unterschiedliche Musikstile, in der Musik notiert und interpretiert wird. Dorico bietet, neben traditioneller Notation für klassische Instrumente und Orchester, auch die Möglichkeit für moderne Pop-Rock-Jazz Ensembles zu notieren und klanglich wiederzugeben. So ist nun auch das Schlagzeug VST-Instrument Groove Agent SE fester Bestandteil von Dorico 5.0.

Bühnen- und Raumvorlagen

Die Hauptanwendung für ein Musiknotationsprogramm ist sicherlich das zu Papier bringen gedruckter Partituren und Einzelstimmen. Aber der Wunsch von Komponierenden und Arrangierenden, die geschriebene Musik authentisch aus dem Computer zu hören, bevor ein Orchester die Noten zum ersten Mal intoniert, ist groß. Nicht zuletzt auch, um den Auftraggebenden schon vorab ein realitätsnahes Ergebnis ihrer Arbeit präsentieren zu können. Dorico verfügt neben 1.300 realistischen Instrumentenklängen nun auch über Raum- und Bühnenvorlagen. Hier kann die Stereo-Positionierung und räumliche Tiefe der einzelnen Instrumente vorgenommen werden. Durch das Verschieben der Instrumente mit der Maus im Fenster der Live-Bühne werden direkt im Mischpult die richtigen Einstellungen für das Panorama und die beiden Regler für den Raumeffektanteil eingestellt. So können Instrumente ganz einfach vorne, mit weniger Raumanteil, oder weiter hinten, mit mehr Raumanteil und im Stereo-Panorama verteilt werden. Selbstverständlich lassen sich diese Einstellungen für unterschiedliche Besetzungen abspeichern, um so direkt verschiedene räumliche Aufteilungen zur Verfügung zu haben.

Groove Agent SE und MIDI-Trigger-Regionen

Mit Dorico 5.0 (Elements und Pro) wird das VST-Instrument Groove Agent 5 eingeführt, das nun bei neuen Projekten automatisch als Standardinstrument für Schlagzeug ausgewählt wird. Hierbei handelt es sich um eine Drum-Machine mit grafischer Oberfläche, die neben einer Vielzahl an Schlagzeug- und Percussionsounds, mit über 400 professionell eingespielten mehrtaktigen Drum-Patterns aufwartet. Das bringt Abwechslung und Realitätsnähe in die Musik. Insbesondere bei der Slash-Notation, bei der ein Schlagzeuger einen Grundrhythmus vorgegeben bekommt, diesen aber nach Belieben variieren kann. Ebenso ist es möglich, diese Pattern per Drag-and-Drop aus dem Groove Agent SE in das Dorico-Fenster zu ziehen und sofort die korrekte Schlagzeugnotation zu erhalten. Des Weiteren ist in Groove Agent SE ein Mischpult mit allen relevanten Klangmanipulationsmöglichkeiten wie Equalizer, Bandsättigung, Kompressor und Envelope Shaper für perfekten Schlagzeugsound vorhanden. Die Ansteuerung der Patterns erfolgt über die neuen MIDI-Trigger-Regionen, die in Dorico 5.0 zur Verfügung stehen. Hiermit können auch viele andere patternbasierte VST-Instrumente gesteuert werden, wie z. B. T-Guitar. So lässt sich z. B einfach eine Gitarren-Strumming-Begleitung hinzufügen, ohne dass hierfür in der Notation Noten geschrieben werden müssen.

Tonhöhenkontur-Betonung

Um eine noch realistischere Klanginterpretation in Dorico zu ermöglichen, wurde die Tonhöhenkontur-Betonung entwickelt. Hierbei macht sich Dorico das musikalische Phänomen zunutze, dass Musizierende unbewusst aufsteigende Melodien lauter werdend interpretieren, während sie abfallende Linien mit einem Decrescendo versehen. Diese Funktionalität wird in die bestehenden Dynamikangaben und Taktschwerpunktbetonung eingebettet, sodass eine noch nuanciertere Wiedergabe der Musik stattfindet.

Scrub-Wiedergabe

Diese Funktion ermöglicht das Scrubben, also das Vorhören der gesamten Partitur oder ausgewählter Instrumente bei angehaltener Wiedergabe. Dies ist möglich, indem man die Schaltfläche mit dem Lautsprechersymbol rechts oben betätigt oder Alt+Leertaste gedrückt hält und mit der Maus über die Noten fährt. Wird zusätzlich die Umschalttaste gedrückt, lassen sich einzelne Instrumente solo abhören. Diese Funktion ist sehr hilfreich, um Harmonien zu überprüfen oder falsche Noten zu finden.

Instrumenten-Editor

Dorico enthält bereits Vorlagen für mehr als 600 Instrumente mit verschiedenen Variationen, Schlüsseln und Transpositionen. Aber es ist nahezu unmöglich, alle Instrumente aller Kulturen zu erfassen. Wenn man bisher ein Instrument benötigte, das nicht in der Auswahl zur Verfügung stand, konnte man sich so behelfen, dass man ein ähnliches Instrument auswählte und den Namen abänderte. Mit Dorico 5.0 ist es nun möglich, eigene Instrumente zu definieren und abzuspeichern, um sie in neuen Projekten wieder aufzurufen. Im Fenster „Instrumente bearbeiten“ lassen sich alle Parameter, wie vollständige und abgekürzte Notenzeilenbeschriftungen, Anzahl der Notenzeilen, Anzahl der Notenzeilenlinien, Schlüssel für klingendes und transponiertes Layout, Transposition und der klingende Bereich einstellen.

Live-Bearbeitung

Bisher war es nur möglich, bereits eingegebene Noten vertikal und horizontal mittels Tastaturbefehlen zu verschieben oder zu kopieren. Nun ist es auch möglich, Noten direkt mit der Maus anzufassen und auf andere Tonhöhen und/oder andere rhythmische Positionen zu ziehen. Ebenso lassen sich auch selektierte Noten bei gedrückter Alt-Taste durch Ziehen mit der Maus kopieren. Und das in beide Richtungen. So lassen sich schnell Akkorde generieren oder rhythmische Strukturen kopieren. Doch damit nicht genug. Wenn man nach dem Anklicken mit der Maus eine kleine Links- oder Rechtsbewegung ausführt, kann man die Noten in andere Notenzeilen verschieben oder kopieren. Mit dieser Funktionalität, Noten direkt mit der Maus anfassen und verschieben zu können, ist Dorico noch intuitiver geworden.

Kostenlose Version Dorico SE und Dorico für iPad

Dorico SE und Dorico für iPad sind kostenfrei erhältlich und ermöglichen es jedem, sofort in die Welt der Musiknotation einzusteigen. Bisher waren Dorico SE und Dorico für iPad auf maximal zwei Spieler beschränkt. Dies wurde nun auf acht Spieler erweitert. Damit lassen sich bereits viele Ensembles abdecken. Bei Standardnotation lässt sich hervorragend damit arbeiten, da das Layout für Partitur und Einzelstimmen automatisch kollisionsfrei erstellt wird. Ebenso sind Akkordsymbole, Tabulaturen, Schlagzeugnotation und vieles mehr möglich. In den Layout-Optionen lässt sich jedes Layout individuell anpassen. Gerade für diejenigen, die nur in kleinerem Umfang Noten schreiben, sind die Gratis-Versionen eine perfekte Möglichkeit, um trotzdem mit einem professionellen Werkzeug zu arbeiten.

Dorico Elements

Für diejenigen, die etwas mehr möchten, ist die mittlere Version Dorico Elements interessant. Bei Dorico Elements ist die Anzahl der Spieler nun nicht mehr begrenzt. Ebenso ist der Notensatz-Modus dahingehend erweitert worden, dass sich zusätzlich zum Automatismus in den Layout-Optionen jetzt die vertikalen Abstände der Systeme und Notenzeilen und horizontale Zwischenräume der Noten individuell einstellen lassen. Die Wiedergabe-Optionen, mit denen man u. a. die Dynamik und das Timing global einstellen kann, sind ebenfalls hinzugekommen. Auch Neuerungen wie Raum- und Bühnenvorlagen und der Groove Agent SE haben in Dorico Elements 5 Einzug gehalten. Das macht Dorico Elements zu einem Werkzeug, das für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend ist. Insbesondere für Lehrende und Studierende.

Weitere Verbesserungen

Es wurden auch viele weitere Details verbessert, wie z. B.

  • der XML-Import und -Export. So werden jetzt XML-Dateien im Format 4.0 inkl. Seiten- und Systemumbrüchen, Seitengröße, Music Text Font und mit verschiedenen Notenkopfformen exportiert. Beim Import werden nun weitere Zeichen wie Fermaten, Atemzeichen, Zäsuren, weitere Ornamente, Spieltechniken wie auch die korrekte Notenzeilenbeschriftung der Transpositionen und halsaufwärts und -abwärts Stimmen erkannt.
  • Bei Akkordsymbolen lässt sich nun die vertikale Positionierung der Bassnote bei Slash- und Polychords anpassen. Gleiches gilt für die vertikale Position der Alteration bei Grundtönen.
  • Um eine punktierte Note einzugeben, kann man inzwischen einfach den gewünschten Notenwert auf der Computertastatur zweimal antippen, um die Punktierung einzuschalten.
  • Weitere SMuFL-Zeichensätze, die aus anderen Notationsprogrammen bekannt sind, sind hinzugekommen: Finale Ash, Finale Broadway, Finale Jazz, Finale Maestro, Golden Age, Leipzig, Leland und Sebastian.

Es gibt noch dutzende weitere kleine Verbesserungen wie z. B. linksbündige Taktzahlen, individuelles Ausblenden von Schlüsseln und Oktavlinien in Partitur und Einzelstimmen, weitere Ornamente, individuelle Wiedergabe von Elementen und Noten wie z. B. 1.x tacet, vertikale Ausrichtung von Pausen bei mehreren Stimmen, etc.

Downloads

Um Dorico 5.0 auszuprobieren, steht auf der Steinberg Website eine kostenfreie Trial-Version für Windows und Mac zur Verfügung. Diese ist uneingeschränkt 60 Tage lang nutzbar. https://www.steinberg.net/de/dorico/trial/

Dort gibt es auch die kostenfreie Variante Dorico SE: https://www.steinberg.net/de/dorico/se/

Für das iPad kann im App Store zwischen der kostenfreien Version für bis zu 8 Spieler (bei Registrierung für bis zu 12 Spieler) oder der erweiterten Version im Abo oder der Lifetime-Version gewählt werden. https://apps.apple.com/De/app/id1556625090?mt=8

blasmusik Ausgabe 11-2023 | Autor: Markus Hartmann

Zum digitalen Kiosk geht es hier: epaper.blasmusix.de

**** AKTUELLES SEMINAR ****

Kostenfreies Online-Grundlagenseminar am 9. Dezember 2023

Das kostenfreie Online-Grundlagenseminar für Dorico SE/ iPad/Elements/Pro (ohne Vorkenntnisse) findet am Samstag, dem 9. Dezember 2023, von 10:00 bis 13:00 Uhr online über Zoom statt.

Lernen Sie die neuen Möglichkeiten der Musiknotationssoftware Dorico kennen. Neueinsteigende und Umsteigende von anderen Musikprogrammen sind herzlich willkommen. Das Seminar richtet sich an Musizierende, Komponierende, Arrangierende, Musiklehrerinnen und -lehrer an allgemeinbildenden Schulen, wie auch an Instrumentallehrerinnen und -lehrer gleichermaßen. Sollten Sie Dorico nicht besitzen, installieren Sie vorab einfach die 60 Tage-Trial-Version und lernen Sie Dorico kennen, oder nehmen Sie einfach mit den kostenfreien Versionen Dorico SE oder Dorico für iPad teil.

In diesem Seminar geht es um die grundlegende Funktionsweise und Bedienung von Dorico: Konzept und Philosophie von Dorico; 5 Modi; was sind Partien; was ist der Unterschied zwischen Einzel- und Satzspielern; Ein-Fenster-Bedienung; was sind Einblendfelder (Popovers); welche Möglichkeiten der Noteneingabe gibt es; wie erstelle ich ein Layout; Seitenvorlagen; MIDI-Bearbeitung, Wiedergabe; VST-Instrumente, Erstellen eines MP3s u. v. m. Nach dem Überblick über die Funktionen geht es in die Praxis. Anhand von Übungen wird das effiziente Eingeben von Noten erlernt und geübt.

Kostenfreie Anmeldung: Schreiben Sie eine E-Mail an dorico-auf-deutsch@steinberg.de mit dem Betreff „Anmeldung Dorico, 9. Dezember 2023“. Sie erhalten postwendend einen Link zum Zoom-Meeting für das Online-Grundlagenseminar am Samstag, dem 9. Dezember 2023 von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr. Das Seminar ist unverbindlich und kostenfrei. Ihre E-Mailadresse wird nur zum Zweck der Kontaktaufnahme im Zusammenhang mit diesem Seminar verwendet und anschließend gelöscht.

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